Nachbarschaft

Vorwort
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Die Frage nach den Nachbarschaften, denen wir täglich begegnen, ist eine ebenso wichtige wie komplexe. Denn in einem Raum, in dem sich unterschiedliche und ungleiche Machtbeziehungen entfalten – wie dem kulturellen und ökonomischen Raum der Gegenwart – sind weder ein klar definierter Ort noch eine Gemeinschaft, ebenso wenig wie eine lokale kulturelle Tradition, einfach als gegeben zu betrachten. Sie existieren nicht länger als feste Bezugsgröße. Orte sind das Ergebnis kultureller, ökonomischer, ethnischer, technologischer und medialer Konstruktionen.
Der Kulturwissenschaftler Arjun Appadurai hat den Begriff der Nachbarschaft («neighbourhood») als einen Begriff in die Diskussion eingeführt, der in Bezug zum Lokalen («localities») steht. Bei Nachbarschaften handle es sich um die virtuelle oder aktuell räumliche Realisierung von Lokalität über soziale Beziehungen. Nachbarschaften entstehen nicht nur in Auseinandersetzung mit den ökologischen und ökonomischen Gegebenheiten, sondern vor allem in Kontrast und in Abgrenzung gegenüber anderen. Appadurais Überlegungen zur sozialen Konstruktion von Lokalität sind Ergebnis eines Nachdenkens über die Konsequenzen eines «global cultural flow». Das Lokale, so Appadurai, sei, anders als viele meinten, eine an sich fragile soziale Errungenschaft. … >>