Vorwort

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Mit der Vertreibung aus dem Paradies ging bekanntlich die Verurteilung zur Arbeit einher. Statt sich das zum Leben Nötige einfach aus der Fülle der Natur zu nehmen, musste fortan produziert werden. Dieses Gesetz galt lange, aber unter postindustriellen Vorzeichen scheint es wieder möglich, die Natur selbst, ähnlich wie das Geld, arbeiten zu lassen, indem man ihre Produkte und deren genetische Baupläne patentiert oder aber ihre Schönheit zum Standortfaktor macht. Das Wintersemester des Kunstraum Lakeside ist von zwei künstlerischen Projekten geprägt, die Facetten der gegenwärtigen Ökonomisierung der Natur und des Lebens nachgehen und das Phänomen der „Naturalisierung“ von Arbeit und Wirtschaft betrachten.

Den Anfang macht eine Ausstellung von Ines Doujak, die sich den neokolonialen Praktiken der „Biopiraterie“ widmet. Sie verfolgt die Wege, auf denen natürliche Ressourcen von „Biodiversitäts“-Regionen des Südens durch transnationale Konzerne angeeignet und vermarktet werden. Wenn sich hier für einige Unternehmen neue Wirtschaftsparadiese erschließen, die auf der Nutzung tradierten Wissens aus jenen Regionen basieren, dann auch durch das Zusammenspiel mit Wissensproduzenten des Westens, wie etwa botanischen Gärten, deren Programm der Erforschung und Bewahrung von Natur sich zunehmend mit der Praxis ihrer genetischen Modifikation verbindet. … >>