11. Okt, 18 Uhr
Klub Zwei

Things. Places. Years.

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2004 | 70 min

Erfahrungen von Vertreibung, Emigration und Holocaust werden oft in der Vergangenheit verortet. Der Dokumentarfilm „Things. Places. Years.“ bringt diese Vergangenheit in die Gegenwart. Sie ist Teil unserer Identität als Angehörige der Vertriebenen und Deportierten, als Söhne und Töchter der TäterInnen und MitläuferInnen.

„Things. Places. Years.“ zeigt wie Vertreibung, Emigration und Holocaust das Leben von zwölf in London beheimateten Frauen durch drei Generationen prägt. Der Film fokussiert zudem die Arbeit der Frauen, die fast alle im Kulturbereich tätig sind. Viele von ihnen haben einen jüdischen Hintergrund. Ihre Gemeinsamkeit ist schwer zu definieren: Ist es das Jüdisch-Sein oder ihr Interesse an Kunst und Kultur, oder ist es ihre Auseinandersetzung mit der Vergangenheit?

Der Film konstruiert keine homogene, weibliche Identität, sondern umgeht das Dilemma der Zu- und Festschreibungen. Er gibt den Frauen Raum, um über ihre Identität zu sprechen, die komplexer ist als die Feststellung, dass sie Jüdinnen sind. Eine Feststellung, die im Nationalsozialismus zu Vertreibung und Ermordung führte. Eine Feststellung, die Menschen mit jüdischem Hintergrund zu Juden und Jüdinnen macht. Wie sie sich selbst sehen, hat sie bis zu diesem Film kaum jemand gefragt.

„Things. Places. Years.“ bringt die Analysen, Berichte und Erfahrungen der Frauen, aber auch die ruhigen Momente, die Stille, die Nachdenklichkeit vor die Kamera. In vertrauten Umgebungen wie dem Zuhause oder dem Arbeitsplatz sprechen die Frauen über ihre Beziehungen zu Orten, zu Dingen und über ihr Jüdisch-Sein. Der Film ermöglicht auch eine Auseinandersetzung mit Antisemitismus, für die wir uns Zeit nehmen sollten. Denn die Vergangenheit kehrt in der Gegenwart wieder.
Rosa Reitsamer

Regie: Klub Zwei, Simone Bader, Jo Schmeiser
Kamera: Anita Makris, Daniel Pöhacker, Rainer Egger
Schnitt: Maria Arlamovsky, Klub Zwei
Produktion: Amour Fou, Gabriele Kranzelbinder, Alexander Dumreicher-Ivanceanu
Interviews mit: Geraldine Auerbach, Josephine Bruegel, Erica Davies, Katherine Klinger, Elly Miller, Rosemarie Nief, Lisbeth Perks, Anni Reich, Ruth Rosenfelder, Ruth Sands, Nitza Spiro, Tamar Wang

Klub Zwei, Simone Bader und Jo Schmeiser, arbeiten seit 1992 an der Schnittstelle von Kunst, Film und neuen Medien. Im Zentrum unserer Arbeit stehen aktuelle gesellschaftspolitische Themen und die Mittel, mit denen diese in den Medien dargestellt werden. Einerseits geht es uns um kritische Reflexion medialer Darstellungsweisen und um öffentliche Intervention. Denn die Möglichkeit zu gesellschaftlicher Veränderung hängt auch von den Repräsentationspolitiken ab, die sie begleiten. Andererseits wollen wir den Austausch zwischen unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen vorantreiben und Formen der egalitären Kooperation entwickeln.