12. Feb, ab 18 Uhr
Sönke Hallmann, Tanja Widmann, Inga Zimprich

Hiat Gag Geste – der Ort der Sprache in Giorgio Agambens ethischem Denken

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Der Akt des Lesens als Form kollektiver Praxis bildet den Ausgangspunkt dieser wie jeder Session des Department of Reading, einem Onlinemodul des Lesens, das seit 2006 existiert und in der Verschränkung mit physischen Settings Möglichkeiten der Interaktion mit gegebenen Essays bietet – mittels Kommentar, Diskussion, aber auch direkter Intervention. Darin steht das Department of Reading der Dekonstruktion wie Appropriation nahe und stellt einen Raum zwischen Schreiben und Lesen her, der es erlaubt, über die Figur eines Schrift gewordenen Close Reading experimentell in die scheinbar gegebene Autorität der Texte einzugreifen.

Die Reading Session für Lakeside geht von den Schriften Giorgio Agambens aus. Mit dem Begriff der Lebens-Form setzt Giorgio Agamben den Definitionen des Lebens eine Figur entgegen, die aus dem Paradox der Souveränität herauszuführen und eine Politik jenseits der Verstrickung von Recht und Leben zu eröffnen beabsichtigt. Dabei kommt der Verschränkung zweier Termini entscheidende Bedeutung zu, namentlich einer als Experiment aufscheinenden Erfahrung der Sprache wie der Adressierung eines potenziellen Charakters des Lebens, von Lebensmöglichkeiten.
Sie bindet Agamben an das Paradigma der literarischen Erfahrung. Es geht um Experimente der Literatur, um poetologische Mutationen der Sprache, in denen nicht «die Wahrheit der Aussagen als vielmehr die Art des Existierens» selbst zur Disposition steht und damit nichts Geringeres als der Begriff des Menschen – das mit Sprache begabte Lebewesen.

Hiat, Gag, Geste rufen dieses Paradigma der Erfahrung in Agambens Schriften auf. Welches politische Potenzial dabei den literarischen Experimenten zukommt, und welchen Ort Sprache innerhalb Agambens ethischen Denken einnimmt, geht diese Reading Session des Department of Reading nach. Die Session wird in Skype-Chat und Wikipage im Raum projiziert, das Einklinken in den Lese-/Schreibvorgang erfolgt sowohl vor Ort (Laptop) als auch online (über die angegebenen Eckdaten). Im Anschluss an die Session steht die Praxis des Department of Reading selbst zur Diskussion.

www.reading.department.cc
Reading Session

Inga Zimprich, (1979, DE) lebt und arbeitet in Berlin. In Formaten wie dem CCCK – Center for Communication and Context Kyiv – und der Faculty of Invisibility entwirft Inga Zimprich Arbeitsformate, in denen die Bedingungen, unter denen wir öffentlich werden, befragt werden können. Sie besuchte die Jan van Eyck Academie Maastricht (2005/2006), co-koordinierte den Projektraum Public Space With A Roof Amsterdam (2004/ 2005) und arbeitete in Intervallen am Iaspis Studio Program Stockholm, dem Media Centar REX, Interspace Sofia und maßgeblich mit dem CCA Kyiv, Ukraine. Ausstellungsbeteiligungen: A Short Institutional Affair (CCA Kyiv und Union der Künstler der Ukraine Odessa, 2007), Master Humphrey’s Clock (Leidsche Rijn, Niederlande, 2008), Periferic 8 – Art as Gift (Iasi, Rumänien, 2008), What about Power Relations (Gallerie SKUC Ljublijana, 2008).

Sönke Hallmann, (1974, DE) lebt und arbeitet in Berlin. Seine literaturwissenschaftlichen Essays setzen sich insbesondere mit dem Verhältnis von Spiel und Sprache so wie Fragen zur Zeitlichkeit des Lesens auseinander. 2006 hat Sönke Hallmann das Department of Reading gegründet und wendet seitdem seine eigene Praxis des Lesens und Schreibens in performativen Settings an.