23. Mai bis 5. Juli
Ulrike Müller

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«Ulrike Müllers Arbeit verkompliziert die übliche Rollenzuschreibung ‹Künstlerin› auf vielfältige Weise. Zum einen agiert sie immer wieder in Gruppenzusammenhängen, zum anderen destabilisiert sie als Malerin und Zeichnerin die in diesen Medien aufgehobenen Konzepte von ­Originalität, Autonomie und AutorInnenschaft. Müller verschiebt ihr formales Voka­bular zwischen materiellen und affektiven Zuständen und bringt verschiedene Materialien und Techniken zum Einsatz. Neben kleinformatigen Bildern aus gebrannter Emaille entstehen raumgreifende Wand­bilder, Publikationen, Druckgrafiken und Performances. In ihrer jüngsten Werk­grup­pe beschäftigt sich Müller mit dem globalen textilen Handwerk, konkret arbeitet sie an in Oaxaca (Mexico) ­gewobenen Teppichen. Die Textilindustrie war immer eine der Speerspitzen der kapitalistischen Waren­produktion mit sklavenhaft organisierten Produktionsweisen. Müller ist an diesen vielfältigen Verflechtungen ebenso interessiert wie an kulturellen Transaktionen textiler Objekte, deren Transport in westliche Salons auch heute noch Differenz orientalisiert. Indem sie jedoch in der Wahl der Motive und in der Faktur der Teppiche auf die Geschichte der Abstraktion in der westlichen Moderne ­hinweist und mit hand­werklichen, vorindustriellen Techniken eine Alternative aufzeigt, bindet sie die Arbeit der HandwerkerInnen zurück in eine Produktionsform, die jener der KünstlerIn im Atelier nicht unähnlich ist. Die Motive der Teppiche stammen dabei aus Müllers Zeichnung und Malerei. Sie schleusen sozusagen die ‹klassische› Produktionsform dieser Medien in ein kollaboratives System ein.» — Hedwig Saxenhuber, 2014

«Ulrike Müllers Kunst untersucht künstlerische Formen als Möglichkeiten des kritischen Engagements. Unter Verwendung einer Vielzahl von Medien und Techniken, die vom Verfassen eigener Texte und verlegerischer Tätigkeit über Audio und Video bis hin zu Performance und zuletzt auch zu feingliedrigen Zeichnungen und Malereien reichen, bewegt sich die Künstlerin von Kontext zu Kontext und von Gemeinschaftsprojekt zu Gemeinschaftsprojekt. Müller überschreitet damit die Grenzen zu neuen Forschungs- und Produktionsweisen.» — Barbara ­Schröder, DF Press, New York, 2012

«Ulrike Müller arbeitet in verschiedenen Formaten und Mischgenres. Grundlage ist dabei die Analyse konzeptueller Praxen und des politischen Potenzials von Kunst. Das Wechselspiel und die Kombination unterschiedlicher Gattungen resultiert in einem vielseitigen Œuvre aus Zeichnungen und Malereien, aber auch aus Audio- und Performancearbeiten, mit denen sie die Ambivalenzen des aktuellen Gender-Diskurses analysiert. Dies gelingt Müller jenseits aller binären Identitätskategorien wie männlich und weiblich oder hetero und homo. Von 2005 bis 2007 gab sie gemeinsam mit K8 Hardy, Ginger Brooks Takahashi und Emily Roysdon – einer queeren KünstlerInnenkooperative, die den 70er-Jahre-Feminismus in all seinen Ausdrucksformen fortzusetzen und einer produktiven Revision zu unterziehen trachtet – die Zeitschrift LTTR heraus. Die 70er-Jahre sollten vor ihrem eigenen Nimbus als reines Symbol, als Kultbild ohne Bedeutung für die Gegenwart gerettet und zu einem wichtigen und deutungsoffenen Referenzpunkt gemacht werden. Nach ihrem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien nahm Müller, die in Vorarlberg geboren wurde und heute in New York lebt, 2003 am Whitney Independent Study Program und 2004 am PS1 Studio Program teil. Danach unterrichtete sie an mehreren Universitäten in den Vereinigten Staaten. Mit einer ­neuen Serie von Emailarbeiten vertrat sie Österreich 2011 auf der Cairo Biennale.» — Eva Birkenstock, Kunsthaus Bregenz, 2012

«Ulrike Müller wurde in Österreich geboren. Neben ihrer Beschäftigung mit der Abstraktion engagiert sie sich aktiv für die queere und feministische Kunstszene und Tradition. Ihre Text-, Performance-, Zeichnungs-, Malerei- und Publikationsprojekte entstehen oft gemeinsam mit anderen KünstlerInnen, zum Beispiel die Herausgabe der Zeitschrift LTTR. Müller hat an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen, u.a. bei LACE in Los Angeles (2007), bei Artpace in San Antonio (2010), an der Cairo Biennale (2010) und bei Murray Guy in New York (2011).» — Jon Davies, The Powerplant, Toronto, 2011

«Die Kunst der in Österreich geborenen Ulrike Müller ist von ihrem Engagement für queere Politik und die kritische Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen Rolle der Kunst getragen. Müller selbst schreibt, ihre Kunst ‹reize das Publikum zu Assoziationen, weil die abstrakten Formen eine Darstellungslogik suggerieren. Im Wahrnehmungsprozess ist das Soziale untrennbar mit dem Individuellen verbunden. Persönliche, ja sogar intime Erlebnisse verschränken sich mit kulturell kollektiven Vorstellungen. So gesehen entstehen meine Bilder aus dem Wunsch, an einem weiteren Dialog über Alternativen zu den traditionell gender-definierten Normen und Lebensstilen teilzuhaben›. Unlängst initiierte Müller Herstory Inventory, ein gemeinschaftliches Zeichnungsprojekt, bei dem die Teilnehmenden Bildbeschreibungen aus dem Lesbian Herstory Archives in Brooklyn in neue Bilder umsetzen. Ziel ist die aktive Beschäftigung mit der lesbisch feministischen Geschichte.» — Astraea Lesbian Foundation for Justice, New York, 2011

«Ulrike Müller ist eine österreichische Künstlerin in New York, deren Praxis Kunst mit gemeinschaftlichem Engagement vereint. Ihre Kunst, die als Fortführung der feministischen Bewegungen seit den 1970er-Jahren gesehen werden kann, nutzt nicht nur Texte, Performances und verlegerische Tätigkeiten, sondern auch Zeichnung und Malerei, mit denen Müller spannend originelle Räume kreiert. Ihre Verwendung von Narrativen, Texten und Abstraktionen bewegt sich jenseits der üblichen binären Systeme. Müller schafft neue Optionen für die feministische und genderqueere Politik.» — Alexander Freeman, Artpace, San Antonio, Texas, 2010

«Ulrike Müller ist eine in Wien geborene und in New York lebende Künstlerin, die in den vergangenen zehn Jahren ein feministisches, theoretisches und explizit politisches Werk geschaffen hat, das die Kunst als spielerisch-aktivistisches Mittel benutzt. Müller beschäftigt sich intensiv mit Sprache und Körper als menschliche Ausdrucksmittel. Beide manipuliert sie bewusst so, dass das Publikum angeregt wird, die Motive wie auch die Mittel der Kommunikation zwischen KünstlerIn und BetrachterIn, zwischen SprecherIn und ZuhörerIn kritisch zu überdenken. Seit 2005 ist Müller Mitherausgeberin der queer-feministischen Zeitschrift LTTR. ‹New York Times› wurde jüngst als Installation bei Orchard in New York ausgestellt. Für ‹The Sound of Things› wurde die Arbeit auf einen Kanal remastert.» — Laura Hoptman, New Museum, New York, 2008

«Kollektive Emotionen sind der Ausgangspunkt für die Kunst und die kritischen Reflexionen der in Wien geborenen und in New York lebenden Künstlerin Ulrike Müller. In all ihren Werken holt sie das Beste aus dem jeweiligen Medium heraus. Ihre diversen Performances – Live, Video, ausschließlich Audio – kombinieren die gesprochene Sprache mit den Sprachen des Körpers. 2003 veranstaltete Müller in Wien die Konferenz ‹Public Affairs›, die hernach in Buchform dokumentierte wurde (‹Work the Room›). Ihr Thema war die Frage ‹Was heißt kritisches Handeln?›, wobei den Worten ‹Handeln› und ‹kritisch› die gleiche Bedeutung zukam. 2002 übersiedelte Müller nach New York und wurde Mitherausgeberin der Zeitschrift LTTR (die Buchstaben standen je nach Ausgabe für ‹Lesbians to the Rescue›, zur Rettung der Lesben, oder ‹Lacan Teaches to Repeat›, Lacan lehrt die Wiederholung etc.). Müller und Co. protestieren mit LTTR nicht gegen Dinge, die sie nicht wollen, sondern agieren aus, was sie wollen – nämlich eine feministische Ethik für die Gegenwart.» — Larissa Harris, Center for Advanced Visual Studies, MIT, Cambridge, Massachussetts, 2007

«Ulrike Müllers Arbeiten sind hermetisch, psychologisch dicht und sexuell explizit. Mit Zeichnungen, Videos, Performances, aber auch mit Recherchen zur Geschichte des Ausstellungswesens engagiert sie sich für feministische und lesbische Themen. Der farblich zurückgenommene und grafische Look ihrer Zeichnungen lässt sie cool und heiß zugleich wirken.» — Miranda McClintic im Katalog für «What F Word», kuratiert von Carol Cole Levin bei Cynthia Broan, New York, 2007