6. März, 18.30 Uhr
Männlichkeiten

 

mit Paul Scheibelhofer und Elahe Haschemi Yekani

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Im Rahmen der Ausstellung zu Masist Gül sprechen die MännlichkeitsforscherInnen Paul Scheibelhofer (Wien) und Elahe Haschemi Yekani (Innsbruck/Konstanz) zu Bildern, Konstruktionen und Krisen der Männlichkeit.

Paul Scheibelhofer
Harte Schale, welcher Kern?
Zu Widersprüchen in der Konstruktion von Männlichkeiten

In diesem Beitrag werden Arbeiten von Masist Gül zum Ausgangspunkt für Betrachtungen über Männlichkeit genommen. Dabei zeigt sich, dass mit der gesellschaftlich machtvollen Position von Männern vielfältige Widersprüche in der Konstruktion von männlicher Identität, Körperlichkeit und Begehren einhergehen. Die Perspektive schlägt vor, Männlichkeit nicht von einem vermeintlichen „Kern“ sondern von deren Widersprüchlichkeiten her zu denken. Ein Blick auf diese Widersprüche lässt nachvollziehen, wieso Männlichkeit unter herrschenden Bedingungen so eng mit Dominanz und Gewalt verbunden ist. Wie ich zeigen möchte, bieten aber gerade diese Widersprüche auch Möglichkeiten, Alternativen zu herrschenden Männlichkeitskonstruktionen zu denken.

Elahe Haschemi Yekani
Inszenierungen weißer Männlichkeit zwischen Heldenstatus und Scheitern

Die Verbindung von Universalitätsanspruch und Männlichkeit ist zentral für die westlichen Geschlechternormen. Der Vortrag thematisiert den Zusammenhang von Männlichkeit und im Bildgedächtnis vorherrschenden visuellen Codes und schenkt dabei Fotografien kolonialer Jagdhelden zu Beginn des 20. Jahrhunderts besondere Aufmerksamkeit. Es werden aber auch Kontinuitäten in der zeitgenössischen Inszenierung politischer Führungsfiguren behandelt. Im Kontext von Kolonialfotografie wird das eigene Bild als erfolgreicher Jäger Gegenstand des kolonialen Begehrens. In ihrer Abhängigkeit von der fotografischen Dokumentation und dem toten Tierkörper als Trophäe ist diese Inszenierung weißer Männlichkeit immer schon ein inszenierter Körper. Die koloniale Pose dient dabei dem Versuch, sich als das spektakuläre Zentrum eines Bildes zu inszenieren. Andererseits liegt in dieser Inszenierung auch immer ein Moment des Scheiterns.
 

Paul Scheibelhofer arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Universität Wien und unterrichtet kritische Männlichkeitsforschung an mehreren Universitäten. Er schließt derzeit ­seine Dissertation zum Thema «Konstruktionen fremder Männlichkeit in Österreich» am Gender Studies Department der Central European University, Budapest, ab. Er forscht und publiziert zu den Themen: Männlichkeit, Gewalt, emanzipatorische Pädagogik, Migration, Rassismus und Intersektionalität. Aktuelle Publikationen: «Männlichkeit: ein Geschlecht in Dauer­krise?» in: Soziologische Revue Nr. 35/ 2012; «Arbeiter, Kriminelle, Patriarchen. Migrationspolitik und die Konstruktion ‹fremder› Männlichkeit» in: Ulrike Brandl et al. (Hg.), «Kann die Migrantin sprechen?» VS Verlag, 2012.

 

Elahe Haschemi Yekani ist Univer­sitätsassistentin (Postdoc) am Institut für –Anglistik der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Zuvor hat sie 2012 die Juniorprofessur Cultural Studies Großbritanniens an der Universität Potsdam ver­treten und war 2011 Gastprofessorin am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Humboldt-Universität zu Berlin. Ab Oktober 2013 ist sie für ein Jahr Fellow am Kulturwissenschaftlichen Kolleg der Universität Konstanz. Arbeitsschwerpunkte sind Queer Theory sowie Postcolonial und Masculinity Studies. Veröffentlichungen (Auswahl): «The Privilege of Crisis. Narratives of Masculinities in Colonial and Postcolonial Literature, Photography and Film» (Campus 2011, ausgezeichnet mit dem Britcult Award 2009); gemeinsam mit Beatrice Michaelis und Gabriele Dietze (Hg.), Themenheft der Feministischen Studien: «The Queerness of Things Not Queer: Entgrenzungen, Materialitäten, Interventionen» (2/2012); gemeinsam mit Eveline Kilian und ­Beatrice Michaelis (Hg.), «Queer Futures: Reconsidering Ethics, Activism, and the Political» (Ashgate, 2013).