20. Okt., 18 Uhr
anna kindgren / carina gunnars

The dismantling of the welfare state or how we resisted television and suddenly faced the great transformation

-

Wir arbeiten als Gemeinschaftskünstlerin. Wir haben ein ganz neues Gespür für die Vielschichtigkeit der Situationen entwickelt, in denen wir uns bewegen. Das zeigt sich in den Orten/Aufträgen/Arbeiten, mit denen wir uns beschäftigen. Immer vom Standpunkt der Künstlerin aus gesehen, mit Augen, die mehrere Dimensionen gleichzeitig wahrnehmen. Wir sehen Möglichkeiten für eine kritische Herangehensweise an unsere eigene Position. Wir versuchen, um die Ecke zu hören. Orte, die so weit auseinander liegen wie die kleine Gemeinde Tierp in Schweden und die Mega City Sao Paulo in Brasilien, tragen immer neue Schichten dazu bei, und wir lernen ständig etwas dazu über unsere Zeit und uns selbst. Wir versuchen, offenzulegen anstatt zu entwickeln. Reibung und Widerstand bieten Möglichkeiten zur Reflexion. Bei unge­hörten Stimmen treffen Fragen oft auf Schweigen, nimmt Ignoranz Gestalt an.

Die jüngste neoliberale Revolution in Schweden hat dazu geführt, dass wir die finanzielle und politische Situation, die uns nach und nach verschlingt – global wie lokal –, neu überdenken. Wir hinterfragen schwedische Institutionen und Städte. Wir haben unter anderem den städtischen Raum untersucht und seine Beschränkungen, wenn es um die Aktivi­täten von BürgerInnen geht, wird dieser doch zunehmend von kommerziellen Interessen beherrscht. Eine Forschungsreise nach Brasilien hat unser Interesse an der Urbanität geweckt, die wir dort vorge­funden haben. Wir haben ein Projekt ­ent­wickelt, das sich mit einigen Ideen und Eindrücken befasst, die uns seit mehreren Jahren beschäftigen: die Aushöhlung des Gemeinschaftlichen oder die Tyrannei der vielen kleinen Interventionen.

Effektivität und Kreativität in realpolitischer/ökonomischer Hinsicht funktionieren in einem wirklichen künstlerischen Schaffen vielleicht gar nicht. Die Worte werden in Formen gepresst, die wir nicht erkennen. Mittels der Ästhetik kann man Verbindungen wählen, die aufgehoben werden können, oftmals versteckt oder verschleiert. Jede Situation beinhaltet die Möglichkeit der Reflexion und der Aktion. Verlust mag finden. Die Zeit ist mit uns.

 

Mehr als sechs Jahre lang (2000–2006) haben wir an dem Projekt/der Plattform «love and devotion» mitgearbeitet (Ingrid Eriksson, Carina Gunnars, Karin Johnson und Anna Kindgren, www.loveanddevotion.org). Das Buch «1% love and devotion at Ulleråker's Hospital», hrsg. v. Helena Mattsson, erschien im Frühjahr 2006 im Glänta förlag. 1996 (cg) und 1997 (ak) machten wir unseren Abschluss an der Kunsthochschule der Umeå University in Schweden. Wir arbeiten mit verschiedenen Materialien und in unterschiedlichen ­Formaten, dazu zählen Ausstellungen, Bücher, Video, Fotografie und Auftrags­arbeiten Jede Arbeit kann eines oder mehrere dieser Formate umfassen.

Ausstellungen, Projekte, Veröffentlichungen etc. (Auswahl): «love and devotion» im Moderna Museet, Stockholm, 2002–2003; «love and devotion» in Vita kuben, Norrlandsoperan, Umeå, 2003–2004; Slutspel? «love and devotion» in der ­Midlanda konsthall, Timrå, 2004; Sundbyberg A–Ö, Marabouparken, Sundbyberg, 2005; Sambarchitecture, Botkyrka konsthall, 2007; «If walls could speak», Kerava Taidehalle, Helsingfors, 2007; Urban scenes, Tumba gymnasium, 2008; IASPIS, artists in residence, Stockholm, 2008–2009; BAC, Baltic Art Center, Artists in Residence, Visby, 2008; NKD-Dale, Norwegen, Artists in Residence, 2009; Going Places: Rethinking tourism, Visby, 2010; We are all cultural workers, Konsthall C, Stockholm, 2010.