Vorwort

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Als internationaler Ausstellungs- und Diskursraum stellt der Kunstraum Lakeside im Sommersemester diverse Methoden künstlerischer Praxis zum Thema Arbeit vor. Die Geografien der Ungleichheit der Lohnarbeit zeigen sich in der visuellen
Untersuchung von Sascha Reichsteins „Be my Guest“ am Beispiel der Hilton Hotels, die aufgrund ihres normierten Angebots weltweit als Marke der Globalisierung für gehobenen Lebensstandard gelten. Der Soziologe Klaus Ronneberger spricht über die gewandelten Bedingungen von Arbeit im „postfordistischen“ Zeitalter. In „Non Public Spaces“ thematisiert Ernst Logar die Konzentration von geschützten Räumen und Machtkomplexen, in denen Arbeit normalerweise unter Ausschluss der Bevölkerung stattfindet und nur Einzelne das Privileg des Zugangs besitzen. Der Künstler stellt sich der Herausforderung, als Nichtprivilegierter durch diverse Strategien in diese Räume zu gelangen und diese abzubilden. Südamerika gilt nach den Diktaturen der vergangenen Jahrzehnte sowohl als Testlabor neoliberaler Ökonomisierung wie auch als Experimentierfeld für Modelle von global-sozialer Gerechtigkeit. Der Chilene Mario Navarro macht sich mit „The New Ideal Line" (T.N.I.L.), einem Projekt, das sich in diversen ästhetischen Formen und Figuren manifestiert, auf die Suche nach den Wegen der Überwindung von Unterentwicklung und dem Zugang zur Modernität der ersten Welt.

Die politische Realität der Gegenwart in Europa weist widersprüchliche Ansichten auf. Neue Frontlinien und Unterwerfungsszenarien manifestieren sich an den europäischen Außengrenzen, speziell zwischen Spanien und Marokko oder den Grenzen der EU-Erweiterung im Osten. In „Grenzen der Ökonomie“, das an ein Projekt des Europäischen BürgerInnenforums in Lobnik bei Eisenkappel anknüpft, diskutieren ForscherInnen, KünstlerInnen und AktivistInnen im Kunstraum Lakeside über Migration, Arbeits- und Ausbeutungsverhältnisse in Grenzökonomien. Die gleichnamige Ausstellung mit Beiträgen von Ursula Biemann & Angela Sanders, Gülsün Karamustafa und Michael Zinganel/Hans-H. Albers/Marusˇa Sagadin/Michael Hieslmair rückt – neben den strukturellen Rahmenbedingungen heutiger Grenzwirtschaft – auch die Erfahrungen und Sichtweisen von ArbeitsmigrantInnen ins Bild.

Außerdem stellen wir die von Gisela Erlacher aufgenommenen permanenten Arbeiten von Alice Creischer/Andreas Siekmann, Andreas Fogarasi und Dorit Margreiter in ihrer Umgebung im Lakeside Science & Technology Park vor, die nach Anmeldung besichtigt werden können.

Christian Kravagna, Hedwig Saxenhuber