Alice Creischer, Andreas Siekmann (D)

Monopolartige Produktionen
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Für Alice Creischer und Andreas Siekmann ist die kritische Auseinandersetzung mit Fragen der Politik, der Gesellschaft und der Ökonomie immer auch mit der Frage der Darstellbarkeit von komplexen Sachverhalten verbunden. Aufgrund ihrer charakteristischen Aufmerksamkeit für Probleme der sprachlichen und visuellen Repräsentation wurden Creischer/Siekmann für die Gestaltung der großen Wand des Vortragsraumes eingeladen. In diesem Raum, dessen Funktionalität von der Präsentation, Demonstration und Interpretation wirtschaftlicher und technologischer Entwicklungen bestimmt ist, thematisiert die Wandarbeit der KünstlerInnen das Problem der Darstellung als solches. Wie bereits in einigen früheren Projekten beziehen sich Creischer/Siekmann auf ein historisch bedeutsames Modell der Visualisierung ökonomisch-sozialer Verhältnisse – den 1930 publizierten Atlas Gesellschaft und Wirtschaft von Otto Neurath und Gerd Arntz, der die Entwicklung einer Bildstatistik mit der Kritik der ökonomischen Verhältnisse verknüpft hatte. Für ihre emaillierten Wandtafeln im Lakeside Gebäude übersetzen Creischer/Siekmann zwei Blätter aus diesem Atlas, die den monopolartigen Produktionen europäischer und außereuropäischer Länder gewidmet waren, in die gegenwärtigen Bedingungen einer Weltwirtschaft, in der die Nationalökonomien von der Dominanz transnationaler Konzerne abgelöst wurden.
In Zusammenarbeit mit StudentInnen von Prof. Paul Kellermann an der Universität Klagenfurt wurden die Blätter aktualisiert in Bezug auf Monopole und Monopolbildungen an geistigem Eigentum, Patenten, Copyrights und ihre sozialen und humanen Konsequenzen. Dabei ging es sowohl darum, die relevanten Daten und Zahlen zu recherchieren und zu interpretieren als auch um die Entwicklung einer entsprechenden Bildsprache und Symbolik zu ihrer Darstellung. Forschungsleitende Fragen wie: „welche Unternehmen besitzen die meisten Patente auf Gene? Welche besitzen das meiste Copyright auf Software?“ zeigen den inhaltlichen Bezug zum Technologiepark, während die Kooperation mit den Studierenden auch die Problematik einer zunehmend engen Verknüpfung von Wirtschaft und Forschung adressiert.