Dorit Margreiter (A)

Die Sprache anschauen und/oder die Dinge lesen
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Die Arbeit zeigt die Skizze Anatomy of a Dwelling (1965) von Reyner Benham in Zusammenarbeit mit François Gallegret als Anschauungsmaterial für Reyner Benhams Aufsatz The Unhouse, einem Text über den Zusammenhang von Design, Technologie und Architektur. Konkret ging es dabei um den Entwurf eines „Anti Hauses“, einem Haus das ausschließlich über seine Funktionalität definiert ist. Die von mir verwendete Abbildung ist eine Vergrößerung aus dem Buch From Modernism to Mod (1987), einer lexikalischen Zusammenstellung zu Popdesign von Nigel Whiteley. Die Entscheidung darüber ob Technologie sichtbar sein soll, Teil des ästhetischen Entwurfs ist oder zugunsten einer anderen ästhetischen Lösung verschwindet, ist beim Gebäudekomplex des Lakeside Parks in mehrfacher Hinsicht vorhanden, einerseits durch den architektonischen Entwurf, andererseits durch die dort angesiedelten Firmen. Die vergrößerte Zeichnung – im Eingangsbereich platziert – kann auch als anderer Wegweiser durch den Gebäudekomplex gelesen werden. (D.M.)
Dorit Margreiters Arbeit artikuliert im Bereich der Architektur eine der grundlegenden Fragestellungen des Lakeside-Kunstprogramms – die nach dem Verhältnis von Sichtbarkeit (Image) und Unsichtbarkeit von Arbeit und ökonomischen Prozessen. Mit ihrem Bezug auf den einflussreichen Architekturkritiker Reyner Benham und dessen Rezeption in einer bereits postmodernen Publikation verweist sie auf ideologische Verschiebungen im Übergang von Moderne und Postmoderne, von materiellen Produktionsformen zu immateriellen Entwicklungsprozessen im Techno-Kapitalismus. Die Frage, was unter oder hinter den architektonischen Verkleidungen steckt, lässt sich übertragen auf die häufig verschleierten materiellen und körperlichen Ressourcen einer scheinbar rein informationsbasierten Ökonomie der Datenströme und Kapitalflüsse.