14. Dez bis 15. Feb
Iris Andraschek/Hubert Lobnig

Herumkurven

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Für ihr Ausstellungsprojekt kooperieren Iris Andraschek und Hubert Lobnig mit dem Research Seminar für Transportation Informatics, einer Einrichtung des Universitätsinstituts für Intelligente Systemtechnologien, die direkt über dem Kunstraum Lakeside angesiedelt ist. Hier wird seit einiger Zeit in transdisziplinärer Forschung ein autonomer, selbst gesteuerter Wagen entwickelt, der, ausgerüstet mit Kameras und Sensoren, in naher Zukunft dem Universitätspersonal unnötige Wege am Unicampus sowie zwischen Uni und Lakeside Park ersparen und Post transportieren soll. Was an dieser Konstruktion auffällt, ist, dass der Roboter offensichtlich nicht allein aus der Sicht der Technikeuphorie oder Effizienzorientierung zu betrachten ist, sondern ihm vonseiten der Entwickler verschiedene Rollen und Funktionen zugeschrieben werden, die sowohl quasi-humane als auch imagebildende Komponenten aufweisen:

„Our vision is to construct a mascot
for our university …
that is unique in Austria …
that can interact with all university members while cruising around the campus …
that guides you to lecture rooms …
that makes you laugh …“

Intelligente Maschinen ähnlicher Art waren immer schon zugleich Objekt der Faszination und Auslöser von Ängsten. Andraschek/Lobnig reagieren auf die mehrfache Bedeutungszuschreibung des Roboters und setzen ihn auf eine Weise ein, die sowohl den Intentionen der Konstrukteure folgt als auch jenes Unbehagen aufgreift, das von futuristischen Automaten so häufig ausgeht. In der künstlerischen Interpretation unternimmt der Roboter Kamerafahrten auf dem Gelände von Universität und Technologiepark und filmt diese aus einer seltsamen kontinuierlichen Untersicht. Er kann als Kommunikations-, aber auch Observierungswagen Kontakt aufnehmen (makes you laugh) oder Angst einjagen; er überwacht und sendet und ist – mit wem auch immer – verbunden. Zeichnet er das Gefilmte auf oder beobachtet er nur?

Andraschek/Lobnig verleihen dem in der Gegenwart und Zukunft operierenden Gerät eine historische Dimension, wenn sie für ihre Ausstellung die aktuell aufgezeichneten Bilder des Kamerawagens mit älteren Aufnahmen vom Universitätsgelände konfrontieren; sie konfrontieren den technisch orientierten Begriff von Kommunikation mit einer sozialen Variante, wenn diese älteren Aufnahmen aus einem vor zehn Jahren an der Uni realisierten Kunstprojekt stammen, das den architektonischen Funktionalismus des Universitätsgebäudes mit Interventionen konterkarierte, die das Konzept eines gelebten Raums forcierten; schließlich unterlaufen Andraschek/Lobnig den Objektivismus des Roboters, wenn sie dessen „Sinnesorgane“ auf gestellte Szenen mit Personen aus dem Uni- und Lakesidekontext treffen lassen. Was sich hier insgesamt abzeichnet, ist eine heute zunehmend relevante Konfrontation von wissenschaftlich-technischer und künstlerischer Forschung und ihren jeweiligen forschungsleitenden Interessen.

Iris Andraschek , geboren 1963 in Horn (NÖ). Lebt und arbeitet in Wien und Mödring. Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Mitglied der Wiener Secession und von Foto Fluss. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, Preise und Stipendien. Projekte und Arbeiten im öffentlichen Raum.

Hubert Lobnig, geboren 1962 in Völkermarkt (Kärnten), lebt und arbeitet in Wien und Mödring. Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Zahlreiche Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland. Staatsstipendium für Fotografie. Gründung von Tigerpark.